22./23. Juli 2008: Vater- und Sohn-Tage auf der Furka

Markus Hunziker Pfäffikon ZH

Die Tage, auf die wir lange gewartet haben, sind da. Die Spitzeisen und Meissel sind geschärft und der Strahlstock gerichtet. Am ersten Tag erkunden wir den Blauberg und klettern ein Couloir hoch, wo wir gleich zwei Stellen entdecken, für die wir aber Akkuschlagbohrmaschine und Treibkeile benötigen würden - chancenlos mit unserem Werkzeug. Wir versuchen es trotzdem, bringen auch einige Zinggen weg und geniessen die Aussicht. Am Abend steigen wir ab und treffen beim Parkplatz Strahlerkollegen, die am Furkahorn waren. Sie haben tatsächlich eine Kluft geöffnet und freuen sich über einige tolle Stufen. Wir spüren, wie Neid aufsteigt, den wir innerlich bekämpfen. Wir freuen uns mit ihnen über ihren Fund und nehmen ihren Wunsch, dass wir morgen fündig werden, mit. Den Abend verbringen wir mit Gesprächen «unter Männern».

Kaum zu glauben, aber diesmal habe ich die Gaskartusche nicht vergessen - die Ravioli schmecken wunderbar. Was mich besonders freut ist, dass mir mein Sohn "Lernfähigkeit" attestiert.

Am nächsten Tage steigen wir an unsere Felsflanke auf, die wir unterdessen schon fast wie unsere Hosentasche kennen. Bei unserer alten Kluft von 2006 beginne ich rund herum den Schutt abzutragen. Etwas unterhalb der Bank stelle ich fest, dass sich dort andeutungsweise eine weitere Bank zeigt. Nachdem wir die Deckplatte weggestemmt haben, werden schon erste Spitzen sichtbar. Während der nächsten Stunden sind wir beschäftigt. Direkt unterhalb der alten Kluft war eine weitere, die durch eine ca. 40cm starke Gesteinsschicht getrennt war.

Tolle Gruppen und spitze Einzelkristalle kommen hervor. Ziemlich gegen den Schluss gelingt es uns sogar, einen gegen 15 kg schweren Felsblock wegzustemmen, in dessen Falte eine Quarzgruppe eingewachsen ist. Der Rest der Fläche ist mit Periklin übersät. Einige kleine Anatase sowie vereinzelte Hämatitplättchen runden das Ganze ab. Weiter sind zwei tolle Handstufen Teil der Ausbeute. Alle Kristalle haben einen tollen Glanz und perfekte Flächen. Vereinzelt sind sie vom Eis etwas beschädigt, lagen sie doch sehr dicht ineinander.

Gegen Abend haben wir soweit abgebaut, dass wir nur mit schwerem Werkzeug weiterkommen würden. Erfahrungsgemäss werden dabei jeweils viele Kristalle zerstört. Der Moment ist gekommen, um die Kluft ein weiteres Jahr der Erosion zu überlassen. Wir packen die Rucksäcke und steigen beide mit sehr viel Gewicht auf dem Rücken ab. Einige Male müssen wir uns hinsetzen. Als wir absteigen, finden wir in einem Couloir unterhalb einer Stelle, die mich schon seit Jahren immer wieder beschäftigt, einen tollen Zwilling.

Während des Abstiegs kommt uns ein alter Strahler entgegen. Unsere schweren Rucksäcke entgehen ihm nicht. Auf die Frage, ob wir etwas gefunden haben, antwortet Dani mit riesen Smile "nicht viel", was den erfahrenen Strahler angesichts der Rucksäcke, unter denen wir fast zusammenbrechen, zum Schmunzeln bringt. "Pokerface" lächelt er, und geht weiter.

Auf der Passhöhe angekommen denke ich an die beiden Strahlerkollegen, die uns Glück gewünscht haben. Lange machen wir hin und her, ob wir noch einen Tag bleiben sollen. Wir entschliessen uns aber heimzukehren, können wir es doch kaum erwarten, die Stufen zu reinigen und der Familie zu zeigen. Natürlich feiern wir diesen Tag mit einem ausgiebigen Nachtessen.

Zu Hause sind natürlich sofort alle Nachbarskinder und unsere Familien auf Platz. Sie staunen über unseren Fund. Alle dürfen einige Zinggen mit nach Hause nehmen. Die Freude ist gross - und unsere nächste Kluft kommt bestimmt!



Markus Hunziker, Jahrgang 1961, Pfäffikon ZH, ist Sozialwissenschafter und arbeitet im Bildungsbereich. Nach einer Pause von 20 Jahren erlaubt ihm seine Frau das Strahlen wieder weil Sohn Dani ebenfalls Feuer gefangen hat und Jugendförderung ja wichtig ist.